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DRINKING SCOTTISH BEER

Mich hat es in eine Bar mitten in Berlin Neukölln verschlagen und ich freue mich jetzt nach dem langen arbeitsintensiven Tag auf ein kaltes Bier, das ich allein genießen kann. Hier in der schottischen Bar Das Gift im Berliner Donaukiez verstummt das Laute einer Großstadt, die mich immer vor sich her treibt. Es ist angenehm leer und ich kann mich in den vorderen Raum zurückziehen, wo ich mich an eine der erhöhten Tische setze und die Menschen beobachte, die hier rein und raus gehen. Ich schaffe es kaum noch, vom Getriebensein auszusteigen.

Berlin Neukölln Das GiftBerlin Neukölln Das Gift

Ich komme nicht umhin den lauten Gesprächen der Nachbartische zuzuhören und bin bei den einen amüsiert und beim anderen betroffen. Das laute Gelächter der beiden angeheiterten Jungs am Nebentisch nimmt mich mit. Ich grinse mich durch ihre Bemerkungen und mag es die Hektik des Tages und so manch schweren Gedanken in ihrem Lachen hinter mir zu lassen. Beim Genuss des schottischen Käse und des Bieres löst sich meine Angespanntheit langsam im sanften Sound ihrer fröhlichen Unterhaltung.

Berlin Neukölln Das Gift

Obwohl wir uns alle nach mehr Ruhe und Beieinander sein sehnen, gleiten uns die Möglichkeiten durch die Finger und wir können sie manchmal schlecht festhalten. Wir verkennen den Anteil an Arbeit, die wir investieren müssen, um diese bargeldlosen Dinge zu erreichen und auch zu erhalten. Zu oft halten wir nicht an, weil wir glauben, die Dinge halten mit uns Schritt und würden immer da sein während wir nach Höherem streben – nach Erfolg, nach Macht und nach Einfluss.

Wenn uns die Abwesenheit von Ruhe und die fehlende Nähe zu anderen Menschen schwer zu schaffen machen, setzen wir uns in eine Kneipe, klagen und verstehen nicht, dass wir Teil der Ursachen, aber auch Lösungen sind. Die lauten Stimmen eines anderen Tisches verraten die innere Aufregung über die mangelnde Akzeptanz menschlicher Schwächen. Die junge Frau ist getroffen von der Kritik ihrer Freundin über ihre Unordnung, kann jedoch zugleich nicht loslassen vom Bedürfnis ihr Äußeres beständig in Ordnung zu halten. Ihr Blick wechselt hektisch zwischen Schminkspiegel und Gesicht des Freundes und verliert sich dadurch im Nichts. Sie ist weder bei sich noch bei ihrem Freund. Ich frage mich, ob ihr auffällt, was gerade mit ihr passiert.

Berlin Neukölln Das GiftBerlin Neukölln Das Gift

Ich lege das iPad und das Handy beiseite, nehme mir die Zeitschrift Utopia und lese mich durch die vielen Artikel, die ich seit langem lesen wollte. Auch wenn ich gerade das angenehme Gefühl habe, mehr im Müßiggang zu versacken als zu lesen, muss ich ein Stück mit mir selbst kämpfen, um mir dieses Versacken vollends zu erlauben. Jedes Mal, wenn ich zum iPad greifen will, schaue ich kurz zum hektischen Tisch und glaube, dass ich die emotionale Arbeit investieren sollte, um den Moment des Nichtstuns und der Ruhe auszuhalten.

english

I take a breath in a bar in the middle of Berlin Neukölln and I’m happy now after the long work-intensive day to drink a cold beer that I can enjoy alone. Here in the Scottish Bar Das Gift in the Berlin Donaukiez the sounds of a city that always drives me in front of them silenced. It’s pleasantly empty and I can retire into the front room where I sit down at one of the tables and watching people  that go in and out here. I can’t manage to get out from being driven.

I must listen the loud conversations of the neighboring tables and I’m amused. The loud laughter of the two drunken guys at the next table takes me. I have to smile of their comments and like to leave the bussy of the day and many thought by their laughter behind me. While enjoying the Scottish cheese and beer my tenseness slowly dissolves in the soft sound of their cheerful conversation.

Although we all yearn for more peace and be together the possibilities slide us through our fingers and we can sometimes bad hold. We fail to recognize the amount of work that we need to invest in order to achieve this cashless things and also to obtain. Too often we don’t stop because we believe that things keep up with us and would always be there while we strive for higher things – for success, for power and influence.

If the absence of peace and the lack of proximity to other people are missed we sit in a pub, complain and don’t understand that we are part of the causes and also solutions. The loud voices of another table reveal the inner excitement about the lack of acceptance of human weaknesses. The young woman is hit by the criticism of her friend about her disorder but at the same time she can’t let go of the need to keep her appearance constantly fine. Her view changes frantically between make-up mirror and the face of her friend and loses herself in nothingness. She is neither by herself nor  by her friend. I wonder if she realizes what’s going on with her.

I put the iPad and the phone aside, take the magazine Utopia an want to read the many articles. Even if I just have the pleasant feeling to sink more in idleness than to read I fight with myself to allow to sink completely. Every time if I want to pick up the iPad I look to the hectic table and think I should invest the emotional work to sustain the moment of idleness and tranquility.

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