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Am vergangenen Wochenende verwandelte sich Berlin in einen Raum der offenen Kunsttüren, für deren Besuch ich einen Plan hatte. Diesen ignorierte ich jedoch alsbald und entdeckte ohne ihn die wohl interessantesten Dinge. Ich befreite mich vom Druck, alles in einen effizienten Rahmen zu pressen, um am Ende ein großes, gut geschnürtes Packet aus Vergnügen, Entdecken und Arbeit zu haben.
Der Plan enthielt die Idee, den Besuch möglichst vieler Galerien mit einer Tour durch mir noch unbekannter Ecken von Berlin zu verbinden. Ich wollte möglichst viel sehen, viel erleben und dabei auch neue Cafés entdecken, in denen es wunderbare Kaffee und kulinarische Leckereien geben würde. Ich wollte so vieles tun, um meine Zeit, die mir so kostbar erscheint, clever zu verwalten.
Ich startete mit meinem Fahrrad am Anfang der Oranienstrasse und fuhr die Friedrichstraße entlang, die ich möglichst schnell wieder am anderen Ende verlassen wollte. Sie war mir einfach zu laut, zu hektisch und zu voll als dass ich mir die Zeit nehmen würde, vom Fahrrad abzusteigen und Ausstellungen zu besuchen. Von den Menschen, die unbedacht und blind mitten auf der Strasse liefen, war ich innerhalb kürzester Zeit gestresst. Hier war geballt, was ich sonst eher vereinzelt antreffe: die zwischenmenschliche Ignoranz, die die eigenen Bedürfnisse fest und unerschütterlich verankert und gegen alles durchsetzt. So liessen sich sicher die kleinen Perlen zwischen all den hektischen Füßen nicht mehr finden oder sind von ihnen längst totgetrampelt.
Obwohl mein Magen nach etwas zu essen rief, wollte ich nicht in der Friedrichstraße pausieren und hoffte auf eine passende Gelegenheit in der Linienstrasse. Doch schon am Anfang hielt mich etwas, das ich durch einen zufälligen kurzen Blick in einen Hof wahrnahm, davon ab, mich zum Essen niederzulassen. Ich schob mein Fahrrad durch den Durchgang auf den Hof und stand vor einem schwarzen offenen Zimmer: alles war schwarz – die Einrichtung, bestehend aus einem Tisch und Stuhl; die Wände und die Fenster.

Nebenan gab es eine weitere Ausstellung, die ich aber nur kurz besuchte, da sie mich mehr ratlos zurückließ. Zwar war die Installation interessant zu betrachten, jedoch eine Interpretation mir nicht möglich.


Im wunderschönen Viertel rund um die Linienstrasse, Tucholskystrasse und Auguststrasse kam ich noch an einigen Galerien vorbei, die sich hier nahtlos aneinander reihen. Einige Ausstellungen irritierten mich, andere fand ich langweilig, manche waren mir zu voll. Ich konnte hier wunderbar schlendern und mir die Geschäfte, schönen Altbauten und Cafés anschauen, die ich definitiv noch einmal besuchen und auf “Margarete Margarete” vorstellen werde, ohne auf die Massen an Menschen zu stoßen, die einen wirsch weiterschieben.
Eine Ausstellung jedoch haute mich total um und verschluckte mich für eine Weile. Die Ausstellung von Augustin Rebetez in der Galerie Feldbusch und Wiesner. Ich war fasziniert von den Objekten und den Bildern, die jedes für sich so interessant und voller Sprache war, dass es mir nicht gelang die Kunst von Augustin Rebetez inhaltlich in Gänze zu erfassen und zu verarbeiten. Ewigkeiten betrachtete ich die kleine Ausschnitte seiner Werke und musste mich doch lösen. Ich muss auch gestehen, die Videoinstallationen schüchterten mich etwas ein.


Nun akzeptierte auch mein knurrender Magen keinen Aufschub mehr und drängte mich auf die Suche. Ich muss was essen! Es war wieder der Zufall und wieder nur ein kleiner und kurzer seitlicher Blick in einen Hof. Dieses erneute sich-anziehen-und-verführen-lassen brachte mir die größte Überraschung. Durch die wunderschöne Gestaltung des sanierten Altbaus mit zwei Höfen war ich angelockt. Verführt aber wurde ich durch den Außenbereich eines Restaurants.


Das Royals & Rice ist der Hammer! Die vietnamesische Küche unglaublich! Für fast alle Gerichte gibt es eine vegane und vegetarische Variante und man kann in einem schönen Außenbereich sitzen. Ich bestellte mir die gemischte vegane Vorspeisenplatte und war hingerissen, vor allem von dem gefüllten Germknödel. Wer dort vorbeikommt, muss unbedingt diesen Germknödel probieren!
Während ich das wunderbare Essen in dem schönen Hof genoß, konnte ich meinem Nomadenleben frönen und durch meinem mobilen WLAN- Router an meinem Projekt “Kiezpopcorn” arbeiten. Immer wieder bin ich erstaunt und sehr dankbar über die Privilegien, die ich durch diesen “digitalen Lifestyle” habe. Wenn ich in Gedanken darüber versinke, was heute alles möglich ist, bin ich beeindruckt von den unzähligen und facettenreichen Möglichkeiten sein Leben zu gestalten. Ich bin beeindruckt davon, dass nicht das große Geld investiert und eine Firma gegründet werden muss. Ich bin beeindruckt, dass man ein Business aufbauen kann, ohne Mitarbeiter anzustellen und Geschäftsprozesse zu automatisieren und auszulagern. Mit diesen Gedanken im Kopf laufe ich noch eine Weile durch diesen wunderschönen Kiez und weiß, dass mich der Montag nicht mehr schreckt. Und schon wieder bin ich beeindruckt: davon was dieser Lifestyle noch so alles bewirkt.
english
Last weekend Berlin was transformed into an area of open art doors. I made a plan to visit them but I ignored this plan to discover the most interesting things. I let the pressure of an huge packet of pleasure, discovery and work behind me and just went off.
The plan included the idea to combine a visit to many galleries with a tour of me still unknown corners of Berlin. I wanted to see as much as possible, experience a lot and discover new cafes where there would be wonderful coffee and culinary treats. I wanted to do so much and clever manage my time, which seems so precious to me.
I started with my bike at the begin of Oranienstrasse and drove the Friedrichstrasse along. But I wanted to leave this street at the other end as quickly as possible. It was too loud, too hectic and too full as I would take the time to get off the bike and to visit exhibitions. I was stressed of the people who ran rashly and blindly middle of the street. Here was that problem concentrated, what I usually find occasional: ignorance.
Although my stomach cried for something to eat, I didn’t make a break hoping for a suitable opportunity in the Linienstrasse. But already at the beginning a view into a backyard prevented me from eating. I pushed my bike through the passage into the backyard and stood in front of a black open room: everything was black – the device consisting of a table and chair; the walls and the windows. Next door there was another exhibition that I visited but only few minute because it made me perplexed. Although installing an interpretation was interesting to look but i didn’t know what the artist want to say with his art.
In the beautiful area around the Linienstrasse, Tucholskystrasse and Auguststrasse I still came past some galleries that seamlessly lined up here together. Some exhibitions irritated me, others I found boring, some were too full. I could here wonderful stroll and look at the beautiful old buildings, cafes and shops, I will definitely visit again and write about for posts on “Margarete Margarete“.
But one exhibition impressed me totally and took me with for a while. The exhibition of Augustin Rebetez in the gallery Feldbusch and Wiesner. I was fascinated by the objects and the images. Each object was so interesting and full of stories that I didn’t capture the whole content. For a long time I looked at the small sections of his works and had to solve myself yet. I must also confess that video installations intimidated me a bit.
Now even my growling stomach accepted no delay more and urged me to look. I have to eat something! Again it was only a small and short lateral view into a backyard to brought me the biggest surprise. Through the beautiful design of the renovated old building with two backyards I was attracted. But I was seduced by the outdoor area of a restaurant.
The Royals & Rice is phantastic! The Vietnamese cuisine incredible! For almost all the dishes there is a vegan and vegetarian option and you can sit in a nice outdoor area. I ordered the mixed vegan starter and was thrilled by the especially the stuffed dumplings. Whoever comes over there must definitely try these dumplings!
While I enjoyed the wonderful food in the beautiful backyard, I could indulge my nomadic life and work on my project “Kiezpopcorn” with my mobile wireless router. Again and again I am amazed and very grateful for the privileges that I’ve been through this “digital lifestyle”. If I sink in thinking about what is possible today, I’m impressed by the numerous and diverse opportunities to shape my own life. I’m impressed that there is no need to invest big money and establish a company. I’m impressed that I can build a business without hiring employee and with automate business processes and outsourcing. With these thoughts in mind I walk for a while in this beautiful neighborhood and know that I no longer scares Monday. And again I am impressed of what this lifestyle still causes so everything.