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NEUKÖLLN’S “CAFÉ ENGELS”

Neukölln liegt  bekanntlich nicht in der Nähe des Mauerparks. Und somit das Café Engels auch nicht. Von dem interessanten Café, das außerhalb der bekannten Meilen des Prenzlauer Bergs und Friedrichshain liegt, hatte ich schon öfter gehört und Bilder gesehen, so dass ich wusste: Dort musst Du hin!

Da ich bevorzugt in der Woche in Cafés frühstücken gehe, machte ich mich letzen Dienstag ziemlich früh am morgen  auf den Weg. Mit dem Fahrrad.

Obwohl der Frühling noch auf sich warten ließ und die Sonne sich nur selten blicken, empfand ich den Morgen unglaublich herrlich. Ich freute mich richtig darauf, durch den Mauerpark zu radeln und dabei die ersten Vögel zwitschern zu hören, mit dem Fahrrad die Schönhauser Allee hinunter zu sausen, über den fast leeren Alex langsam fahrend die Menschen zu beobachten und entlang der Heinrich- Heine und der Prinzenstrasse  ein Stück Kreuzberg zu passieren.

Am Columbiadamm hatte ich das Tempelhofer Feld erreicht, fuhr jedoch nicht mittendurch sondern außen herum, denn ich wollte mehr Neukölln sehen. Ich stieg ab und schob mein Fahrrad durch die Strassen, um Zeit zu haben, Neukölln auch wahrzunehmen. Obwohl es hier ebenso viele Altbauten wie im Prenzlauer Berg oder Friedrichshain gibt, merkte ich sofort, dass das Flair ein anderes ist.

Es erinnerte mich fast an ein früheres Berlin, in dem ich mehr Künstler wahrnahm, mehr Individualisten und Freigeister. Ein Mehr an Menschen, die davon getrieben sind, Dinge zu erschaffen, an denen sich viele erfreuen können, die sich vielleicht auch manchmal nur zum anschauen eigneten oder wiederum andere inspirierten. Die übermäßige Fokussierung auf das Kapital und die mit allen Mitteln betriebene Positionierung der eigenen Person ins Zentrum des Universums ist hier noch nicht so sehr präsent. Und das tut gerade unglaublich gut.

Es ist mir bewusst, dass jeder sein Einkommen erwirtschaften muss. Jedoch bedrückt es mich, dass es scheinbar immer weniger möglich wird, einen Mittelweg zu finden, der dort anfängt, wo das Notwendige erwirtschaftet werden muss und aufhört, wo es anfängt, andere zu benachteiligen. Aber wahrscheinlich ist das ein ewiges Thema Berlins.

Nach meinem Bummel freute ich mich auf ein gutes Frühstück und fand auch das Café Engels nahe des Tempelhofer Feldes. Die Atmosphäre haute mich gleich im Eingang um. Hier will ich bleiben.

Ich muss grinsen als ich das Schild “Laptops nur hinten” lese. Selbst im Café Engels sind anscheinend schon die Massen an Menschen angekommen, die das Café mit ihren Laptops bevölkern. Ich dachte, die gäbe es nur in Mitte. Und in Friedrichshain. Und im Prenzlauer Berg.

Natürlich habe ich meinen eigenen Laptop dabei. Aber nur um nicht aufzufallen.

Ich stürze mich ausgehungert auf die Frühstückskarte und bestelle ein italienisches Frühstück. Als es kommt, versucht meine Gabel einen Anfang in all den Köstlichkeiten zu finden. Oh, diese getrockneten Tomaten, dieses Pesto auf Tomate – Mozzarella! Mein Geschmackssinn dreht durch und ich versuche mich zwischendurch mit einem frischen Pfefferminz- Tee zu beruhigen. Und scheitere sobald ich meine Gabel wieder in die Hand nehme.

Während ich zusammen mit der Statue im Fenster versonnen nach außen blicke, versinke ich noch einmal in jene Gedanken, die mich vorhin bewegten. Worin liegt das richtige Maß? Findet sich noch ein guter Weg zwischen individuellem Streben nach Wohlstand und dem Verdrängung von Werten? Gibt es denn nur das eine oder das andere – Kapital oder das Erschaffen von Werten? Wie säe ein Miteinander von beidem aus?

Cafe Engels

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2 thoughts on “NEUKÖLLN’S “CAFÉ ENGELS”

  1. Ich habe im Sommer auch für zwei Monate in Berlin gelebt und obwohl es am Anfang ein Kulturschock war (ich bin aus München) fehlt mir die tolle Gastroszene wirklich :-) Ich glaube ich habe in der Zeit jeden zweiten Tag ein neues Café ausprobiert. LG Franzi

    • Das glaube ich gern. Ich liebe die unglaublich vielen kreativen Cafés, Bars und Restaurants hier in Berlin. Vor allem, wenn der Sommer wieder da und draußen mehr möglich ist, wird hier noch mehr los sein. Dann gibt es hier auf dem Blog noch mehr interessante Spots für einen wunderbaren Sommertag in Berlin :)

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